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VON RIO NACH HÖSEL…

Interview mit der brasilianischen Sängerin Patricia Cruz, die Hösel zu ihrem „Heimathafen“ gemacht hat.

Vor Ort: 

Gestern Copacabana, heute Angertal – welch gewaltiger Kontrast.

Patricia Cruz:

In der Tat – vor allem, wenn man die 10.000 Kilometer mit einem Sprung überbrückt und von jetzt auf gleich mit einer anderen Welt konfrontiert wird.

Bei mir hat es fast 30 Jahre gedauert, bis ich über eine Vielzahl von sich oft zufällig ergebenden Etappen quer durch Europa das erste Bier in der „Boltenburg“ getrunken habe.

Fangen wir an mit Ihrem Entschluss, Brasilien zu verlassen.

Es war keine Flucht, zu der ich mich wahrscheinlich heute angesichts der menschenverachtenden Politik der aktuellen Brasilianischen Regierung, oder wirklichkeitsnäher bezeichnet, des Regimes Bolsonaro, veranlasst sähe.

Vielmehr erhielt ich 1989 zusammen mit Musikerkollegen die Einladung einer in Deutschland aktiven brasilianischen Band, sie für eine neunmonatige Tournee durch Europa zu verstärken.

Dass meine Zusage mich in völlig andere zeitliche Dimensionen führte, konnte ich seinerzeit nicht ahnen.

Im Rückblick – was hat Sie veranlasst, in Europa zu bleiben?

Die Vielfalt der Kulturen, die authentischen Musikszenen und die mir gegebenen persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten als Sängerin.

Welche Höhepunkte dieser Zeitreise sind in Ihrem Gedächtnis besonders präsent?

Angesichts der Vielzahl der Schauplätze und Ereignisse würde eine solche Auflistung den hier gegebenen Rahmen sprengen.

Hervorzuheben ist mein mehr als zweijähriger Aufenthalt in Florenz, da ich dort integriert war in das kulturelle Geschehen dieser faszinierenden Stadt und die Lebensweise der Toscana.

Das also zu Europa – und jetzt zu Hösel und auch hier zu dem Stichwort Integration.

Von der Existenz eines Ortes mit dem Namen Hösel habe ich erfahren, als ich einen Höselaner begegnete.

Wie Hösel strukturiert ist, in welches landschaftliche Umfeld es eingebettet ist und vor allem, welche Menschen es repräsentieren, habe ich kennengelernt, nachdem wir geheiratet haben.

Und Ihr Mann hat Sie dann für Hösel vereinnahmt ?

Keineswegs – das wäre an meinem Selbstwertgefühl gescheitert.

Wir hatten gemeinsam drei Alternativen auf unserer Wohnsitz-Liste.

Köln- wo ich in der Jazz-Szene zu Hause bin und an der Hochschule für Musik und Tanz eine Dozenten-Tätigkeit ausübe.

Meerbusch – ein Ort mit hoher Wohnqualität und Standort einer Musikschule, an der ich Gesangsunterricht erteile.

Hösel – seit mehr als vier Jahrzehnten Heimat meines Mannes.

Was hat den Ausschlag für Hösel gegeben ?

Sowohl meine Erkenntnis, dass der für mich gegebene logistische Mehraufwand nicht den Stellenwert des Erhaltes des Umfelds meines Mannes hat, als auch zwischenzeitlich gewonnene eigene Eindrücke von der Höseler Lebensqualität.

Die Sie worin sehen ?

In dem wohltuenden Dorfcharakter, der puren Natur vor der Haustür und einer gleichzeitig gegebenen  ausgezeichneten verkehrstechnischen Anbindung.

Ausserdem spiele ich gern Golf – und wo könnte ich besser die Kombination von sportlicher Betätigung und Naturgenuss erleben, als auf der wunderschönen Anlage des GC Hösel.

Sie haben das Stichwort Integration noch nicht angesprochen.

Die ist im Golfclub und im HBSV gegeben, vor allem aber durch die herzliche Aufnahme im grossen Freundeskreis meines Mannes.

Ist Hösel also für Sie so etwas wie ein Rückzugsort, um sich von Ihren vielfältigen Aktivitäten zu erholen ?

Das trifft so nicht zu – zumal ich auch hier in meinem Höseler Musik-Studio Gesangsunterricht für Privatschüler erteile, mit Kollegen probe und Song-Texte schreibe.

Für mich ist Hösel der Heimathafen, in dem ich mich wohlfühle und von dem aus ich meine Auftritte ansteuere.